Ist das kriminelle Hirn männlich?

Quelle: pixelio.de
Typisch Frau! Typisch Mann! Mal ehrlich: Das haben wir alle schon einmal gedacht. Zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher versuchen diese Stereotype zu belegen: Ihr Kredo lautet: Männliche Gehirne ticken einfach anders als weibliche. Zu diesem Schluss kommt man auch, wenn man die österreichische Kriminalstatistik liest.










Völliger Humbug, findet die australische Psychologin und Neurowissenschaftlerin Cordelia Fine. Mit ihrem Buch "Geschlechterlüge" setzt sie ein Statement gegen die Stereotype und ihre viel zitierten neurobiologischen Grundlagen. Das Problem liegt für sie auf der Hand: "Wenn sie einmal die Öffentlichkeit erreicht haben, werden diese Pseudofakten über das männliche und weibliche Gehirn zu Bestandteilen der Kultur." Tatsächlich aber weisen die Studien, auf die sich diese populärwissenschaftliche Bücher stützen, laut Fine eklatante methodische Mängel auf. 


Befunde werden aus dem Kontext gerissen, vergleichende Hirnscans fehl- oder überinterpretiert, und von Tierstudien wird vorschnell auf Geschlechtervorlieben beim Menschen geschlossen. Dass Frauen angeblich allein auf Grund ihrer Hirnstrukturen anhänglichere, sensiblere und mitfühlendere Wesen sind als Männer, hat folglich mit der wissenschaftlichen Realität folglich wenig zu tun.

 Die Autorin stellt klar: So fortschrittlich, wie wir denken, ist unsere Gender-Auffassung keineswegs. Männer und Frauen haben, zumindest auf neurobiologischer Basis, deutlich mehr miteinander gemein, als sie unterscheide: "Neurowissenschaftler, die nur ein einzelnes Exemplar vor sich haben, können nicht angeben, ob es sich um ein männliches oder um ein weibliches Gehirn handelt." Eine gelungene Abrechnung mit verstaubten Vorurteilen.

Zahlen sagen mehr als 1000 Worte:

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Betrachtet man die Zahlen der österreichischen Kriminalstatistik, so kann man schnell erkennen, dass Kriminalität in Österreich männlich ist. Die Statistik zeichnet eine Realität, die gegen die aktuelle Studie von Fine spricht. Böse Zungen könnten die Statistik so interpretieren, dass Frauen eben weniger häufig geschnappt werden. Aber wie in so vielen Fällen der Sicherheitsforschung gibt es nicht nur eine Wahrheit. Faktum ist, dass Vorurteile unter anderen von den Medien geprägt werden. Die Geschlechter verbindet mehr, als sie trennt. 

Das Buch "Geschlechterlüge" von Cordelia Fine ist auf jeden Fall lesenswert und richtet sich nicht an Genderfanatiker. Sie zeigt den aktuellen Stand der Hirnforschung auf. Jeder der sich mit Kriminalpsychologie und/oder -soziologie beschäftigt sollte dieses Buch lesen.
©Edith Huber



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