DIE INFORMATIONSGESELLSCHAFT – EIN PHÄNOMEN DES SOZIALEN WANDELS ODER EIN MYTHOS?
„Die Leute“ sagte der kleine Prinz, „schieben sich in die Schnellzüge,
aber sie wissen gar nicht, wohin sie fahren wollen. Nachher regen
sie sich auf und drehen sich im Kreis...“
(Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz)
Kaum ein anderer Begriff wie „Informationsgesellschaft“ wurde in den vergangenen zehn Jahren so häufig in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Beiträgen gelobt. Experten sprechen von phänomenalen Möglichkeiten der Telekommunikations- und Computerbranche. Neue Technologien verändern den Lebensstandard der Menschen – ermöglichen ein „Immererreichbarsein“ – schaffen Arbeitsplätze und sichern somit den Wohlstand.
Aber hält die Informationsgesellschaft auch das, was sie verspricht? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss man sich vorerst mit dem Phänomen der Begrifflichkeiten an sich beschäftigen. Was ist die Informationsgesellschaft überhaupt? Fand mit dem technologischem Fortschritt ein gesellschaftlicher Wandel statt, bzw. worin besteht die gesellschaftliche Veränderung? Es erweckt den Anschein, dass Information und Kommunikation einen neuen Stellenwert im Leben der Menschen gewonnen hat. Schon seit Jahrtausenden sind Information und Kommunikation von höchster Bedeutung für die Menschheit. Was faszinierte uns also so an neuen Technologien der Telekommunikations- und Computerbranche, dass es zu einem gesellschaftlichen Wandel kam? Auf den ersten Blick scheint man mit Informationsgesellschaft primär die Entwicklung von Kommunikationstechnologien zu verstehen. Durch den verstärkten Einsatz von Digitaltechnologie wurden bestehende Kommunikationsstrukturen aufgelöst und neue etabliert. Aber ist damit der Kern der Informationsgesellschaft erfasst, bzw. wissen wir, wohin sie uns bringen wird, oder drehen wir uns nur im Kreis?
Wissenschaftler aus allen Disziplinen versuchen seit Jahren dieses Phänomen zu erfassen und zu beschreiben. Das Resultat ist eine unreflektierte Vermengung der Schlagworte „Informations- und Kommunikationsgesellschaft“. Von technischer Seite wird das Hauptaugenmerk auf die globale Vernetzung gelegt. Die Ökonomen hingegen sehen die Informationsgesellschaft in erster Linie anhand der Anzahl der Informationsarbeiter und der Bedeutung des Informationssektors in der Wirtschaft (gemessen am Bruttosozialprodukt eines Landes). Während ein Teil der Wissenschaftler den Ursprung der Informationsgesellschaft in den 70er Jahren sieht, ist er für andere schon seit dem 19. Jahrhundert Realität. Eine weitere Position wiederum verlagert das Aufkommen der Informationsgesellschaft in die Zukunft. Was der Welt als Informationsgesellschaft verkauft wird, ist also ein mehr als fragwürdiges Konzept. Es ist noch nicht geklärt, ob es sich dabei um ein Wunschbild handelt, dass sich zur self-fulfilling-prophecy verwandeln soll. Das Hauptaugenmerk sollte somit in der Frage liegen: Existiert die Informationsgesellschaft überhaupt? Lassen Sie uns dabei fürs erste den Blick auf soziokulturelle und theoretische Ansätze richten. Weiterlesen hier:
© Edith Huber
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