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Internetkriminalität. Crime Science oder Kriminalprävention - Herausforderungen an eine neue Rechts- und Kriminalsoziologie.
Panel: Einzeldelikte
Tagungsprogramm
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Die Komplexität der modernen Wissenschaft und ihrer mannigfaltigen sozialen Kontexte haben u. a. dazu geführt, dass die Telekommunikationsforschung und die mit ihr verwandten Forschungsbereiche unterschiedliche theoretische und empirische Zugänge entwickelt haben. Mit Ausweitung der Telekommunikationstechnologien hat sich das Kommunikationsverhalten der Menschen geändert. Damit einher hat sich auch der Missbrauch dieser Technologien ausgeweitet. Ein Bereich der daher immer häufiger den Alltag von Menschen konfrontiert, ist die Belästigung, die Bedrohung und kriminelles Handeln mittels Telekommunikationstechnologien. Aber nutzen die bekannten kriminologischen Methoden um den/die Täter/-in im Netz zu finden? Welche Ansprüche kann eine Rechts- und Kriminalsoziologie an Ihre Methoden stellen? Solange die Soziologie positivistische Ansprüche stellt und als „Crime Science“ einen analytischen, kriminalgeografischen Blick auf Tatgelegenheitsstrukturen richtet, scheint das Problem nicht allzu groß. Aus den verfügbaren Daten wird eine Risikoanalyse erstellt indem die Eintrittswahrscheinlichkeit dem Schadensausmaß gegenüber gestellt wird.
Crime-Hotspots sind sozialgeografische Tatsachen. Ziel einer solchen „probabilistischen“ Risikoforschung ist einerseits die Umwandlung von latenten Gefahren in kalkulierbare Risiken, andererseits die Beherrschung von Risiken bis hin zur völligen Eliminierung. Ausgangspunkt ist das wissenschaftliche Erkenntnisprinzip, bei dem Risiken – Naturbeherrschung als Ganzes – mit Hilfe von wissenschaftlicher Forschung unter Kontrolle gebracht werden kann. Oder wie Bonß et al. in ihrer gesellschaftskritischen Zeitdiagnose sagen: „Unsicherheiten, ..., können in dem Maße zum Verschwinden gebracht werden, wie Unwissen in Wissen, Uneindeutigkeit in Eindeutigkeit und Chaos in Ordnung verwandelt werden, wobei dies im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung (angeblich) immer besser gelingt“ (Bonß et al. 2001, S. 148).
Mit der fortscheitenden Telekommunikationsentwicklung der letzten 25 Jahre hat sich auch die Kriminalität verändert. Neue Verbrechensformen wie z. B. Datendiebstahl oder -fälschung, Nutzung kinderpornographischer Inhalte, Cyberstalking, Verletzungen des Urheberechtes u.s.w., werden immer häufiger. Die Zahlen der gemeldeten Verbrechen laut Kriminalstatistik Österreich 2012 (vgl. Bundesamt für Kriminalität, Wien, 2012) erkennen sogar eine Verdopplung der angezeigten Delikte. Mit dieser Entwicklung steht auch die Rechts- und Kriminalsoziologie vor einer neuen Fragestellung. Wer sind die TäterInnen im Netz? Mit der Anonymität, die das Internet so mit sich bringt, sinkt die Hemmschwelle kriminelle Handlungen zu setzten. Dabei stellt sich auch immer wieder Frage, welches Verhalten im Netz als ‚missbräuchlich‘ – man denke an Cyberstalking oder –mobbing von Jugendlichen – oder als ‚kriminell‘ zu bezeichnen ist.
Die Forderung nach mehr Sicherheit im digitalen Zeitalter erfordert mehr Kontrolle der Aktivitäten im Netz. Diese Kontrolle ist bei den Mengen des stattfindenden Datenverkehrs nur noch durch den Einsatz digitaler Sicherheitstechnologien möglich. Die Technologieentwicklung ist allerdings schon so weit, um potentielle TäterInnen im Netz aufzuspüren. Um diese Technologien präventiv zum Einsatz zu bringen, müsste die Freiheit im Internet und das Recht auf Anonymität stark beschnitten werden. Da eine Vielzahl der TäterInnen im Ausland vermutet werden, müsste eine Kriminalitätsbekämpfung im Netz durch internationale Kooperationen vorangetrieben werden.
Je komplexer und unerklärlicher die Verhaltensphänomene, umso größer der Boom der Zukunftsszenarien. Im Rahmen dieses Beitrages werden die neuen Kriminalitätsformen im Internet dargestellt, sowie deren TäterInnen. Dabei soll speziell auf die Situation in Österreich eingegangen werden. Datenbasis sind langjährige Forschungsprojekte von der Vortragenden selbst, eine Metastudie zu internationalen Ergebnissen des Täterprofilings der Rechts- und Kriminalsoziologie sowie die historische Entwicklung der rechtlichen Situation in Österreich. Weiters wird dabei der Frage nachgegangen, ob die aktuellen Methoden der Rechts- und Kriminalsoziologie für Verbrechen im Internet herangezogen werden können. Dem übergeordnet steht weiters die Frage, ob sich durch das Internet eine ‚neue‘ Kriminalität entwickelt hat, oder ob es zu es ausschließlich zu einer Verschiebung von einer ‚klassischen‘ zu einer ‚digitalisierten‘ Form von Kriminalität gekommen ist. Am Ende des Vortrags soll zudem der Frage nachgegangen werden, ob ein verstärkter Einsatz von Sicherheitstechnik im Netz und die damit stattfindende Kontrolle als Mittel gegen Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden soll. © Edith Huber
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