Dr. Maria Schaumayer-Stiftungspreis

Quelle: Pixelio.de
Ende Juni erhalte ich für meine Dissertation mit dem Titel "Cyberstalking - Ein Phänomen des sozialen Wandels" den Dr. Maria Schaumayer-Stiftungspreis für NachwuchswissenschaftlerInnen. Anbei die Kurzzusammenfassung der Dissertation: Seit in Kraft treten des § 107a StGb gibt es Anzeigen, die unter dem Bereich „Stalking“ zu subsumieren sind. Personen fühlen sich u. a. durch Telefon-, SMS- und E-Mail-Terror in Ihrer Lebensführung beeinträchtigt. Telekommunikationsmedien werden immer mehr dazu verwendet, um Menschen zu belästigen, terrorisieren bzw. psychisch unter Druck zu setzen. Obsessive Belästigungen und Bedrohungen mittels Telekommunikationstechnologien werden in der Wissenschaft unter dem Begriff ‚Cyberstalking’ subsumiert. Provozieren die neuen Telekommunikationstechnologien eine neue Form der Gewalt?





Themenstellung

Mit Ausweitung der Telekommunikationstechnologien hat sich das Kommunikationsverhalten der Menschen geändert. Damit einher hat sich auch der Missbrauch dieser Technologien ausgeweitet. Ein Bereich der daher immer häufiger den Alltag von Menschen konfrontiert, ist die Belästigung und Bedrohung mittels Telekommunikationstechnologien. Der Fokus dieser Arbeit liegt in zwei Bereichen: Zum einen soll mittels einer österreichweiten empirischen Studie das Cyberstalking näher beleuchtet werden. Zum anderen stellt sich dazu die Frage, ob durch das Aufkommen der neuen Telekommunikationstechnologien ein sozialer Wandel vollzogen wurde, wodurch unter anderem kriminelles Verhalten gefördert werden.

Forschungsproblem

Es gibt es bislang keine repräsentative Studie in Österreich, die das Cyberstalking-Verhalten der ÖsterreicherInnen näher betrachtet und dabei das Phänomen des sozialen Wandels durch die neuen Technologien nicht außer Acht lässt.

Forschungsfragen

1) Wie hängen die Entwicklung von Stalking und die Entfaltung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zusammen? Dabei interessiert insbesondere die Entstehung innovativer technischer Möglichkeiten auf der Ebene des Individuums.
2) Hat die Gesellschaft mit dem Ausbau der Telekommunikationstechnologie einen sozialen Wandel vollzogen?
3) Die dritte Forschungsfrage richtet sich nach den Profilen.
a) Welche typischen TäterInnen- und Opferprofile gibt es?
b) Wie stellt sich das Cyberstalking-Verhalten der ÖsterreicherInnen dar?

Forschungsmethodik:

Quantitative Online-Befragung
Auf Basis eines quantitativen Fragebogens wurde das Stalking-Verhalten der ÖsterreicherInnen erhoben. Insgesamt werden 747 Personen [Grundgesamtheit: Personen von 18 – 66, die das Internet nutzen, laut AIM, Firma INTEGRAL Markt- und Meinungsforschung 4 502 600.] interviewt.

Qualitative ExpertInnen-Befragung
Die erhobenen Online-Befragungsdaten wurden ausgewertet, interpretiert und in einem zweiten Schritt für eine qualitative ExpertInnen-Befragung herangezogen. Ziel der ExpertInnen-Befragung war es, ein TäterInnenprofil für Cyberstalking-TäterInnen zu erstellen und Präventionsmaßnahmen näher zu diskutieren.

Qualitative Textanalyse
Die Fragen nach dem sozialen Wandel werden durch eine literaturbasierte Textanalyse beantwortet. Die Schwierigkeit einer wissenschaftlichen Analyse und Bewertung des sozialen Wandels ist die Messung von Indikatoren, ob die Gesellschaft einen Wandel vollzogen hat. Untersucht wurden die Ausprägungen: Technologische Entwicklung, Gesellschaftliche Veränderungen (Sozialstruktur, Wirtschaftsstruktur, Geschlechterrollen) sowie Kommunikation hinsichtlich exogener und endogener Theorien des sozialen Wandels sowie soziokultureller Ansätze der Informationsgesellschaft.

Stand der Forschung

Sozialer Wandel
WissenschaftlerInnen [Zum Beispiel Bell, McLuhan, Flusser, Münch, Toffler, Beck und viele mehr.] aus vielen Disziplinen versuchen seit Jahren das Phänomen des gesellschaftlichen Wandels im Zusammenhang mit den Telekommunikationstechnologien zu erklären. Das Resultat ist eine unreflektierte Vermengung der Schlagworte ‚Informations-, Wissens- und Kommunikationsgesellschaft’. Im Rahmen der hier durchgeführten Dissertation wurde versucht Theorien zu finden, die geeignet, scheinen den Wandel der Gesellschaft zu erklären. Dabei wurden folgende Theorien herangezogen:

Cyberstalking-Verhalten

Zu diesem Thema gibt es im deutschsprachigen Raum keine repräsentative wissenschaftliche Analyse. In Österreich wurde die erste Arbeit von Cornelia Belik, Diplomarbeit der Psychologie, mit dem Titel: ‚Cyberstalking - geschlechtsspezifische Typologie und prädiktive Risikoanalyse bei Opfern und TäterInnen‘[Anm.: Cornelia Belik hat einige Teile ihrer Diplomarbeit als Buch vermarktet. Diese erschienen unter den Titeln: ‚Cyberstalking - Stalking im Internet, Foren, Newsgroups, Chats, per eMail: Ergebnisse einer Online-Befragung von Opfern, TäterInnen und indirekt Betroffenen‘ und ‚Cyberstalking - Gotcha! im Cyberspace: Wenn das Internet zur Bedrohung wird - Ratgeber für Betroffene‘.] durchgeführt.  Wobei im Rahmen dieser Studie keine repräsentative Studie, sondern eine Ist-Stand-Erhebung mittels Online-Fragebogen durchgeführt wurde.  Daher galt es eine repräsentative Erhebung durchzuführen.


Ergebnisse

Bislang wurde der soziale Wandel immer nur global im Kontext der Gesamtgesellschaft gesehen. Diese Arbeit verbindet ein konkretes kriminelles Problem mit den Auswirkungen der Telekommunikationstechnologien.
Die Arbeit versucht erstmals im deutschsprachigen Raum eine Abgrenzung zwischen kriminellem Verhalten und Fehlverhalten zu differenzieren. Die Trennlinie, wann nun Cyberstalking ein kriminelles Delikt oder nur ein verzweifelte Handlung des/der Einzelnen ist nicht immer leicht zu erkennen.
Durch diese erste österreichweit repräsentative Studie über das Cyberstalking-Verhalten der ÖsterreicherInnen liegen Kenndaten auf, die der Exekutive und Präventionsplanung nützlich sind.
Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft beschäftigte sich bislang mit dem ‚Stalking-Begriff’ in Bezug auf die Rolle der Massenmedien im Zusammenhang mit Medienkultur und Starkultur. In dieser Arbeit wird missbräuchlicher Telekommunikationsmedienkonsum nicht nur auf einer Makro-, sondern auch auf einer Mirkoebene betrachtet.

© Edith Huber

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen