Analyse jugendlicher Cybercrime-Täter - ein methodenkritischer Ansatz



Es ist nicht neu, dass die meisten Forschungen im Zusammenhang mit Cybercrime den Fokus auf technologische Entwicklungen haben. Wenige Forschungen beschäftigen sich mit dem psychologischen Profil von Tätern.



Die auf der Website der Euorpol veröffentlichte Studie von Professor Mary Aiken, Professor Julia Davidson & Dr Philipp Amann mit dem Titel "Youth Pathways into Cybercrime" [1] analysiert auf kriminalpsychologischer Ebene die Entwicklungspfade junger Cybercrime-Täter.

Die Tatsache, dass man sich mit dem Thema beschäftigt, ist mehr als löblich und muss daher auch positiv erwähnt werden. Dennoch lassen auch die Ergebnisse dieser Arbeit viele Fragen offen.

Methodenreflexion

Eine sehr beliebte Forschungsmethode im Bereich der Sicherheitsforschung ist die Stakeholder-Befragung. Auch die Autoren der Studie haben diese Methode heran gezogen. Um die angestrebten Forschungsfragen zu beantworten, werden Experten befragt, die sich in der Community als Experten bewiesen haben. Also in diesem Fall Personen aus Exekutive, Strafverfolgung und IT-Security. In manchen Fällen werden auch Sozialarbeiter befragt. Nun lässt dieser methodische Ansatz die ketzerische Kritik zu, ob dies die richtige Methode ist? Oder genau, wenn diese Stakeholder das Verhalten junger Cyber-Kriminellen vorhersehen konnten, warum haben sie dann bislang keine Präventionsschritte dagegen vorgenommen. Diese Methode scheint bei dem komplexen Thema nur beschränkt sinnvoll.

Was soll geschehen, um  die Zahl der jungen Cybercrime-Täter zu reduzieren?
Nun, die Autoren schlagen, wie war es anders zu erwarten, bessere Präventionsarbeit in Schulen vor. Dabei sollen auch alle Stakeholder, auch das war nicht anders zu erwarten, ins Boot geholt werden, um gezielt junge Leute aufzuklären. Des Weiteren soll die IT-Security-Ausbildung verbessert und das Verständnis für Ethik und Kriminalität versus Gerechtigkeit verbessert werden. Darüber hinaus sollen Policies implementiert werden, die sowohl von technischer, rechtlicher und pädagogischer Seite her unterstützen.

Fazit

Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist sehr wichtig. Um jedoch kriminalpsychologisch eine Aussage über das Verhalten junger Täter treffen zu können, bedarf es umfassender Täterstudien, die das Motiv und den Modus-Operandi der jungen Leute beschreiben. Es macht einen massiven Unterschied, ob sich ein Cybercrime-Täter selbst als digitaler Aktivist sieht, oder ob er seine IT-Kenntnisse dafür verwendet, zum Zwecke des finanziellen Gewinns Zugriff auf ein anderes IT-System verschafft. Prävention alleine wird diese Problematik nicht lösen. Der Rahmen der Motive ist vielschichtig, diese können finanzieller Gewinn, mutwillige Schädigung des Opfers, private Motive, Anerkennung in der Community (z.B. Mutprobe), Täter wollte Fähigkeiten unter Beweis stellen, digitaler Aktionismus, politische Gründe, Unwissenheit, Langeweile ect. sein. Im Unterschied zu anderen Delikten der kriminalpsychologischen Betrachtung bewegt man sich hier in einem sehr vielschichtigen Segment.

Verweise 


[1] Professor Mary Aiken, Professor Julia Davidson & Dr Philipp Amann mit dem Titel "Youth Pathways into Cybercrime", Quelle

Bildquelle: Christoph Scholz  / pixelio.de / Nr. 774360



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© Edith Huber 

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